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Zigarre in Österreich

Zigarrenland Österreich - Der VCPÖ: Spuren der Leidenschaft und des Engagements (10.12.2019 - 14:43:03}

Der Zigarrenmarkt in Österreich

 


Kapitel 9/10

 

Der VCPÖ - Spuren der Leidenschaft und des Engagements

2000-2002

 

Wer sich mit der Entwicklung des österreichischen Cigarrenmarktes ab dem Jahr 2000 beschäftigt, der kommt nicht umhin, den Spuren zu folgen, die der VCPÖ seit seiner Gründung 1999 hinterlassen hat. Der VCPÖ und sein Engagement für die Cigarre stärkten nochmals die ohnehin schon spürbare Aufbruchsstimmung. Ernsthaftigkeit und Leidenschaft legten die Mitglieder des VCPÖ von Beginn weg an den Tag.

 

Man darf aber auch nicht verschweigen, dass der VCPÖ im Umfeld von Monopolverwaltung und Bundesgremium mit großen Akzeptanzproblemen zu kämpfen hatte. Der langjährige VCPÖ-Präsident Klaus W. Fischer meinte dazu: „Wir waren nie prinzipiell gegen Werbebeschränkungen, aber wir wollten auffindbar sein für unsere Kunden. Mit Cigarren und Pfeifen beschäftigt sich ohnehin nicht jeder Trafikant, aber in einem Umfeld von 3.-4.000 Einwohnern ist dieses Geschäft wirtschaftlich einfach nicht darstellbar." Was dem VCPÖ damals besonders aufstieß, war die Taktik des Bundesgremiums, rund um den EU-Beitritt Österreichs, vorausschauend so lange Abstimmungen durchzuführen, bis das totale Werbeverbot für Trafikanten schließlich beschlossen werden konnte. Fischer: „Wir waren dann zwei, drei Jahre auf den Gelben Seiten, aber dann war Schluss."

 

Nur wenige Monate nach der Gründung des VCPÖ fand im März 2000 bereits das erste Cigarren-Seminar statt. Fünf Monate nach der Gründung zählte der VCPÖ bereits 50 Mitglieder und das Interesse war weiterhin ungebrochen. Der Saal in St.Georgen im Attergau war zum Brechen voll. 95 Interessenten waren gekommen. Georg Vacano hatte ein Skriptum „Zum Umgang mit der Cigarre" verfasst und referierte über das Anrauchen und Bewerten einer Cigarre, das Geschmacks- und Aromenspektrum des Cigarrenangebotes bis zur Frage der richtigen Lagerung und der nach einem angemessenen Preis-Leistungs-Verhältnis. Eine Übersicht über das Cigarren-Lager in Österreich war schon verfasst inkl. einer sehr detailreichen Beschreibung der Cigarren. Dannemann hatte insgesamt 400 Cigarren zur Verkostung spendiert. Für den Herbst 2000 war ein vertiefendes Folgeseminar am Wörthersee geplant. Zu den schon bei der Gründung initiierten Projektgruppen wurden zwei weitere hinzugefügt: "Einkaufsquellen" und „Optimale Fachgeschäftsgestaltung". Letztere führte zu angeregten Diskussionen über Kriterien eines Fachgeschäftes: am Ende folgte man für Pfeifenfachgeschäfte den Richtlinien des Österreichischen Pfeifen-Clubs (ÖPC), für Cigarren-Fachgeschäfte entwickelte man eigene Kriterien. Zielsetzung dabei: die Fachgeschäfte als eine Art VCPÖ-Gütesiegel zu präsentieren. Schließlich, so kommentierte Klaus W. Fischer, „geben wir unseren Kunden ein Qualitätsversprechen."
Dass „die Verbandstür für jeden österreichischen Tabakfachhändler offen steht...", wie der damalige Redakteur der Österreichischen Trafikantenzeitung, Peter Hauer, notierte, dürfte sich in der Zwischenzeit jedenfalls deutlich revidiert haben. Denn die Zulassungskriterien des VCPÖ sind deutlich strenger geworden. 


Ein entscheidendes Thema war für den VCPÖ auch das Thema der Lagerung. Klimaschränke gab es zwar schon lange bei den Trafikanten, aber es gab damals nur wenige Ladenbauer - genannt werden Pirker, Vrana und Mikulka -, die Humidorschränke fertigten. Dabei wurden Kühlaggregate - meist von der Firma Brune aus Aglasterhausen bei Heidelberg - eingebaut. Das Problem aber war die Befeuchtung von 70 Prozent - eine Frage der Philosophie: Verdunster oder Zerstäuber?
Beim Großhandel waren es anfangs nur die privaten Anbieter, die von Beginn weg auf cigarrengerechte Lagerung achteten. Kaspar und Markus Plattner erzählten von einem durchwegs positiven Feedback, dass die großen Cigarrenkunden unter den Trafikanten (Mohilla, Friedenthal, Dreier, Bardel) ob dieser Anstrengungen übermittelten. Erst als Manfred Knapp die Geschäftsführung von tobaccoland übernahm, wurde dieses Thema auch dort ernst genommen. Es war dies in etwa die Zeit, als Swedish Match tobaccoland verließ und seine Produkte selbst vertrieb und auch BAT mit seinen Zigaretten zum Großhändler Moosmayr wechselte.

Schulungsveranstaltungen jeder Art standen damals auf der Tagesordnung. So präsentierte Davidoff etwa in der Wiener Havanna Lounge (so was gab es damals tatsächlich noch) die Davidoff Ambassadrice und exklusive Davidoff-Accessoires. Area Manager Carlos Andres erläuterte die Philosophie: „Für uns ist es wichtig, die höchste Qualität über einen längeren Zeitraum garantieren zu können, denn unser Ziel ist es, Genuss zu verkaufen." Deshalb unterhielt Davidoff schon damals eine „Cigarrenakademie", wo die Fabrikationstechniken gelehrt wurden. 
Auf dem internationalen Cigarrenmarkt sorgte derweil die Übernahme von 64 Prozent der Anteile an General Cigars durch Swedish Match für ein Erdbeben. Aus der Erzeugung von General Cigars stammte der Topseller am amerikanischen Markt, die Macanudo (Diese Marke wurde im Sommer 2000 von KP Plattner nach Österreich gebracht. Im Herbst 2000 veranstaltete KP Plattner erstmals im Rahmen der Creativ-Fachmesse sein Cigarrendinner im Messehotel. 200 Leute waren anwesend, eine „große Sache", wie sich Kaspar und Markus Plattner freuten. Dabei machte die Cigarre nie mehr als 15 Prozent am Gesamtumsatz des Unternehmens aus.), sowie einige andere Premium-Marken wie Partagas, Punch, Hoyo de Monterrey und Cohiba. Darüber hinaus war General Cigars einer der weltweit führenden Lieferanten von hochqualitativen Connecticut-Shade-Deckblättern. 
Tobaccoland vergrößerte Anfang 2000 sein Sortiment an kubanischen Cigarren. Neu auf den Markt kamen: Bolivar Royal Coronas, H.Upmann No.1, Hoyo de Monterrey Epicure No.1, Montecristo Especial, Montecristo No.2, Punch Royal Seleccion No.12, Romeo y Julieta Mille Fleurs, Trinidad Fundadores sowie Vega Robaina Famosos und Unicos.
House of Smoke brachte die Premium-Longfiller der Marken Arturo Fuentes, Excalibur, Flor de Copan und Remedios in den Handel, wenig später auch die Samana.


Der Geschäftserfolg von Austria Tabak mit Cigarren war im Steigen begriffen. 1999 wurden 47 Millionen Stück Cigarren abgesetzt. Das entsprach einer Steigerung um 17,5 Prozent. Aus diesem Anlass wurde die „Premiere" herausgegeben, eine Komposition aus kubanischen, brasilianischen und indonesischen Tabaken, die zur Premiere der Mörbischer Seefestspiele mit einer „Mörbisch"-Bauchbinde umwickelt war. Stückpreis damals: 65,- öS.
Sebastian Zimmel, der mit seinem Großhandel Cigar & Co. u.a. De Olifant und die italienischen Toscani nach Österreich brachte, ließ nun von General Cigars eine eigene Cigarre kreieren, die Don Sebastian, eine mild-aromatische Cigarre mit nussigem Aroma.
Im Juni 2000 präsentierte Davidoff ein völlig neues Produkt, das unter dem Motto „Take the best oft he rest" hergestellt worden ist. Ein sogenannter „Medium-Filler" war die Private Stock, so hieß die Cigarre. Das Besondere daran war, dass man die Tabakabschnitte, die bei der Produktion von Longfillern übrig geblieben waren - und die man üblicherweise für Short-Filler verwendete oder verkaufte - nun in einen eigenen „Medium-Filler" gesteckt wurden. 
Mit der Bock&Ca wurde eine Havanna Legende wachgeküsst, die seit dem Tod von Gustavo Bock (wir erinnern uns: dieser Mann hatte die Bauchbinden erfunden) 1910 ihren Glanz verloren hatte. Hinter der Wiedergeburt dieser Legende stand der Schweizer Cigarrenfabrikant Heinrich Villiger. 
Ende des Jahres 2000 lieferte Dannemann noch zwei Mata Fina-Cigarren auf den Markt, Oettinger präsentierte die Davidoff No.3, Sebastian Zimmel brachte die Personal Choice DR Selection und die Temple Hall Estates sowie die Bock Mini nach Österreich, dazu die Henry Clay und Don Sebastian in Tubos.
Ein historisches Gustostückerl der Geschichte der Cigarre in Österreich ist die Anmerkung in der Österreichischen Trafikantenzeitung aus Anlass einer Cigarren-Aktion für Gastro-Partner durch Swedish Match mit der Willem II Optimum: „Die Zeit ist reif für mehr Cigarren in der Gastronomie." 

 

Damals war der Großhandel heftig am Expandieren und die Trafikanten bemühten sich um Information und Marketing. Unter anderem war der VCPÖ Treiber dieser Entwicklung. Auf das Verhältnis zur MVG warf folgende Anekdote von Nancy Friedenthal ein Schlaglicht: „Im Jahr 2000 gab es ein großes Einweihungsfest für meinen ersten, begehbaren Humidor. Dafür wollte ich für meine Kunden eine Cigarrenpreisliste anfertigen. Letztendlich gewährte mir die Monopoverwaltung dieses Ansinnen."
Die Cigarre lag aber zweifellos wieder im Trend. Im Jahr 2000 war der Absatz der Cigarren bei Austria Tabak auf 52,5 Millionen Stück gestiegen. Ein Plus von 11,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Die beiden Proponenten des VCPÖ, Georg Vacano und Klaus W.Fischer, hielten auf Einladung des Landesgremiums Niederösterreich, ein Cigarrenseminar zu den Themen Herkunft, Produktion, Lagerung, Verkauf und betriebswirtschaftliches Umfeld ab.

Strategieworkshops ergänzten die intensive Verbandsarbeit. Ziel war, interessierten Fachhändlern einen relevanten Einstieg in die Welt der Cigarre zu bieten. Zielgruppe waren jene Trafikanten, die sich bislang noch nie intensiv mit der Cigarre beschäftigt hatten. Was die beiden VCPÖ-Vertreter vor allem vermitteln wollten, war, dass man mit der Entscheidung zur Cigarre den Boden des typischen Schnelldrehergeschäftes verlassen wird. Letztlich sind es aber die Erträge aus dem schnellen Zigarettengeschäft, die die hohen Investitionen in die Cigarrenwelt (Humidor, Cigarrenlager) erst ermöglichen werden. Fischer und Vacano arbeiteten die unterschiedlichen Charaktere eines typischen Trafikbetriebes und eines Cigarrengeschäftes heraus:

 

Auf der einen Seite (normale Trafik) sind alle wichtigen Warengruppen Schnelldreher, für die es zwar kleine Spannen gibt, aber dafür hohe Umsätze. Die Ware ist haltbar, nahezu unverderblich, fast jeder Konsument im Einzugsgebiet ist ein potentieller Kunde, es gibt einen Gebietsschutz und kaum die Notwendigkeit von Fachberatung.
Auf der anderen Seite (Cigarrenbereich) steht ein großes Warenlager mit hohen Investitionskosten verbunden. Dafür gibt es eine bessere Spanne bei geringerer Umschlaghäufigkeit. Die Waren sind empfindlich und verderblich, bedürfen deshalb großer Pflege und sorgfältiger Lagerung. Auch dahinter stehen hohe Kosten. Die Beratung ist zeitaufwändig, die Kunden („Genußraucher") muss man auf sich aufmerksam machen. Internetanbieter drangen damals aggressiv in den Markt und machten Bestellungen recht einfach. Viele Cigarrenraucher und Neu-Interessenten waren damals noch gar nicht ausreichend informiert über das damals schon beachtliche Cigarrensortiment auf dem österreichischen Markt. Auch deshalb die Zwistigkeiten mit dem Bundesgremium in Sachen Werbebeschränkungen.
 

 

2001 brachte tobaccoland aufgrund seiner guten Beziehungen zu Nuevo Matacapan Tabacos, die schon zum 125-jährigen Jubiläum des Hotels Sacher die Anna-Sacher-Cigarre produzierten, die Marke Te Amo nach Österreich.
Schon 1992 hatte sich der Sohn einer Stuttgarter Tabakfamilie, Helmut Bührle, einen Kindheitstraum erfüllt und nach mehrjährigem Tüfteln der richtigen Mischung seine eigene Cigarre kreiert, die nun auch nach Österreich kam - Laura Chavin. Etwa vier Jahre gelagerte Tabake der Sorten Olor Dominicano und Piloto Cubano sowie eine letzte mehrmonatige Reifestation im vollklimatisierten Gewölbekeller von Schloß Hochdorf, dem Familiensitz, garantierten höchste Qualität bei dieser Cigarre. Importiert wurden die Cigarren von KP Plattner, die Preisrange reichte von 140 bis 350 Schilling pro Stück.
Der VCPÖ setzte seine Reihe an Cigarrenseminaren fort, mitunter agierte auch Nancy Friedenthal als Co-Referentin mit Klaus W.Fischer. Nancy Friedenthal war im übrigen kein Gründungsmitglied des VCPÖ, später aber jahrelang Vizepräsidentin. Über den Kontakt zum VCPÖ und zu Klaus Fischer erzählt sie: „Mein erster Kontakt zu Klaus Fischer und dem VCPÖ resultiert aus den Anfängen des Jahres 2001. Damals gab es im ersten Stock des Stadtwirt immer wieder Cigarrenveranstaltungen, dabei hat er mich einmal angesprochen und mir die Intentionen des VCPÖ geschildert. Der Stadtwirt verfügte damals auch über verschließbare Schränke, wo Gäste ihre Cigarren aufbewahren konnten."
Im April 2001 brachte die Villiger Gruppe die La Meridiana auf den österreichischen Markt.
Grund genug einen kleinen Blick auf die Geschichte der Villiger Gruppe zu werfen, die bereits 1888 gegründet worden ist. 

Heinrich Villiger, der letzte Schweizer Zigarrenbaron, mittlerweile fast 90 Jahre alt, kämpfte zeitlebens für das Genussrauchen. Seine unbeugsame Haltung gegen die Regulierung demonstrierte er auch in einem Interview mit der NZZ aus dem März 2019.

 

Im Sommer 2001 erweiterte tobaccoland sein Sortiment kubanischer Cigarren um weiter elf Cigarren, darunter die Cohiba Siglo I und Siglo II, die Gloria Cubana, Hoyo de Monterrey Epicure No.2, Montecristo Tubos, Romeo y Julieta NO.3 und Vegas Robaina u.a. tobaccoland importierte die kubanischen Cigarren über die Firma Redimex Trading SA, gegründet von der vormaligen Finanzanalystin Noelle Levy, als Teil eines Schweizer Familienunternehmens, das seit 40 Jahren als internationaler Vertriebspartner für kubanische Cigarren in 35 Ländern der Welt fungierte. Im Jahr 2000 verkaufte Redimex in Österreich, Tschechien, der Slowakei und Ungarn insgesamt 3,2 Millionen Stück kubanische Cigarren. Österreich platzierte sich dabei laut Levy als Nummer Eins für den Import von Longfillern.
Am anderen Ende des Angebotsspektrums stand damals eine kleine Kuriosität aus Österreich - Dö WOB. Sie erinnern sich an den österreichischen Skirennläufer Wolfram Ortner? Der Bad Kleinkirchheimer hat sich nach dem Ende seiner sportlichen Karriere einen Namen als Hersteller edler Schnäpse gemacht. Nach einem Jahr des Tüftelns - gemeinsam mit der Firma Wellauer und House of Smoke - gelang es Ortner schließlich eine mittelkräftige Cigarre zu produzieren, die mit ihrer hohen Verarbeitungsqualität und perfektem Rauchverhalten - Aficionados zufolge - an eine Havanna erinnerte.


Ein technisch-administratives Problem für Trafikanten tauchte plötzlich auf. CWL, einer der Kassenanbieter, hatte Probleme, mit der gleichen Artikelnummer verschiedener Großhändler zu arbeiten. Es musste also Ordnung in die Zuordnung der Artikelnummern gebracht werden. Auch dies eine Arbeit, der sich der VCPÖ unter Leitung von Günther Reiter annahm.
Folgende Artikelnummern wurden vergeben:
Tobaccoland0001-1999
Moosmayr2000-2399
frei blieb2400-2999
Cigar&Co (Zimmel)3000-3999
KP Plattner4000-4999
Ackerl5000-5999
Tobaccoland (Nebenartikel)6000-6999 und 7000-7999
House of Smoke8000-8999
Dios Tabaccos9000-9899
Hugin Sweda*9900-9999

* Die Artikelnummern wurden für die PLU-Nummern (price locked unit) an Kassen reserviert.

 

Die Abstimmung mit den Großhändlern über die Vergabe einmaliger Artikelnummern war für die Handhabung in der Warenwirtschaft des Trafikanten und beim Verkauf an der Kassa sowie beim Abrufen eines Bestellvorschlages und der letztlichen Auswertung der Verkaufszahlen eine große Erleichterung im Handling.

 

Das Jahr 2002 war von einigen turbulenten Ereignissen geprägt. Da setzte sich der schwelende Konflikt zwischen Reinhold Widmayer vom ECCJ und der Monopolverwaltung sowie dem Bundesgremium wegen Widmayers Artikel über den „Tabakhandel in Fesseln" fort. Der VCPÖ legte sich kurzzeitig mit Redimex an, dem Generalimporteur kubanischer Cigarren. Swedish Match löste seine Produkte aus tobaccoland heraus und startete per 1.11.2002 mit einem eigenen Großhandel. Neues kam vor allem aus Kuba, von Dannemann, Villiger und Maya Selva. Und auch die Santa Damiana by KP Plattner fand den Weg nach Österreich.
Am Anfang aber stand Austria Tabak. Die mittlerweile zur Gallaher-Tochter mutierte Austria Tabak konnte trotz hartem Verdrängungswettbewerb deutlich zulegen, wie Generaldirektor Heinz Schiendl gegenüber der Wiener Zeitung erklärte. „Bei Cigarren konnten wir inklusive Importware 13,8 Millionen Stück absetzen, das sind neun Prozent mehr", so Schiendl. Und zum Thema Fürstenfeld merkte Schiendl an: „Die Übernahme durch Gallaher hat dem kleinen AT-Werk Fürstenfeld, in dem die Cigarren hergestellt werden, enorme Vorteile gebracht. Dort wird nun die Zigarillo-Marke "Terranos" hergestellt. Wir haben davon sechs Millionen Stück nach Frankreich exportiert. Die 55 Mitarbeiter in Fürstenfeld stellen 25 Millionen Stück pro Jahr her. Mit der Terranos haben wir den Standort zusätzlich abgestützt." Insgesamt erwartete Schiendl bei den Cigarren heuer einen Gesamtabsatz von knapp 64 Millionen Stück, das wären neun Prozent mehr als 2001. "International hat sich der Cigarren-Boom abgeflacht, in Österreich noch nicht." 350 Cigarrenmarken sind mittlerweile erhältlich, davon sind 275 Importware.
Der heimische Cigarrenmarkt zeigte nach wie vor steigende Tendenz. Der Gesamtabsatz legte von 52,5 Millionen Stück auf 58,5 Millionen Stück zu. Der Löwenanteil der Steigerungen fiel auf die Importmarken, die von 34,3 auf 42,6 Millionen Stück zulegten. Die AT-eigenen sowie die Lizenzprodukte verhielten sich hingegen rückläufig und fielen von 18,2 auf 15,9 Millionen Stück. Erstaunlicherweise liegen aber unter den Top-Ten-Cigarren hauptsächlich Austria-Tabak-Marken: Nach wie vor lag die Virginier mit 1,85 Millionen verkaufter Stück an der Spitze, gefolgt von der Dannemann Spezial Brasil mit 1,34 Millionen Stück. Auf den Plätzen folgten Spezi, Wachauer, Virginier Spezial, Großglockner, Senor und die Villiger Kiel. Die Top Ten komplettierten die Slim J.Hell und die Leichte Bruns.
Bei den Cigarillos dominierten die Moods Filter und die Moods, auf die gemeinsam ein Absatzvolumen von 26,6 Millionen Stück entfiel. Das waren mehr als 50 Prozent des Gesamtmarktes von 49,5 Millionen Stück.


Und die Vielfalt des Importmarktes nahm weiter zu: tobaccoland erweiterte sein Portfolio um die Cigarillos von Partagas, H.Upmann und La Gloria Cubana. Darüber hinaus brachte tobaccoland den Fachhändlern auch die Avo-Cigarre nahe. Avo Uvezian war ein armenischer Musiker, der in den 1960er Jahren mit amerikanischen Jazzmusikern spielte, für Frank Sinatra den Welthit „Strangers in the night" komponierte und sich schließlich seine eigene Cigarre fertigen ließ. In Österreich waren damals die Avo Domaine und die Avo Xo-Serie erhältlich.

 

Am Wiener Westbahnhof eröffnete Nancy Friedenthal ihren Pfeife- und Cigarren-Accessoire-Schauraum im Zuge der Avo-Uvezian-Promotiontour. Nancy Friedenthal erinnert sich: „Ich hatte mit „Alles Rauch" ein zusätzliches Zubehörgeschäft am Westbahnhof eröffnet. Auf den Namen meiner Tochter. Das war von der MVG auch genehmigt. Einem meiner Verkäufer ist allerdings ein Missgeschick passiert. Auf die Frage im Rahmen einer Mystery-Shopping-Aktion, wo man denn Cigarren kaufen könnte, hat er auf meine Stammtrafik verwiesen. Das wurde als unerlaubte Werbung ausgelegt. Ich musste den Schauraum schließen und bekam ohne Vorwarnung eine Strafe von mehr als 10.000 Schilling. Dagegen habe ich prozessiert. Klaus Fischer, damals VCPÖ-Präsident, hat mir dabei sehr geholfen. Seit 2008 gab es dann ein OGH-Urteil, wonach es keine Strafen ohne Vorwarnung geben darf. Das war richtungsweisend für die gesamte Branche. Bei der Einweihung des Schauraums 2002 hatte ich Avo Uvezian in Wien. Man durfte in der Halle noch rauchen. Wir hatten ein Klavier vor dem Geschäft stehen. Avo spielte. Dass er mir seine abgeschleckte Cigarre in den Mund steckte, war allerdings grauslich.

 

Altadis präsentierte die Vegafina, Dannemann seine Artist Line HBPR. Der Name steht für „hand-bunched pressed rolled" und ist die Garantie für eine vollendet von Hand gebündelte, gerollte und gepresste Cigarre - ohne Einsatz eines Presstocks. Die Artist Line HBPR kam in den Formaten Corona, Doble Corona, Robusto und Toro auf den Markt. House of Smoke brachte mit der Cumpay die zweite Maya-Selva-Cigarre aus Honduras auf den österreichischen Markt. Weitere Leckerbissen des Vorarlberger Großhändlers House of Smoke in diesem Jahr waren eine Sonderedition von Arturo Fuente („Hemingway"), die Padron Anniversary 1964 Serie, die La Libertad aus dem Hause Plasencia und Cigarillos von Ashton. KP Plattner führte im April 2002 die Santa Damiana in den Formaten Small und Grand Figurado ein, sowie die Macanudo und die Don Diego. Mit der Santa Damiana, der Macanudo und (später) Rocky Patel war KP Plattner Pionier auf dem heimischen Cigarrenmarkt. Die Santa Damiana wurde übrigens in der Tabacalera de Garcia produziert, die im Eigentum von Altadis steht, einem Tochterunternehmen von Imperial Brands, das 2019 an chinesische Investoren verkauft worden ist, wo auch die berühmte Vegafina hergestellt wird.
Sebastian Zimmel importierte mit Cigar & Co. den „Rolls-Royce unter den Cigarren", wie die Österreichische Trafikantenzeitung damals schrieb - die Treasurer. Ein Gesamtkunstwerk aus der Dominikanischen Republik aus dem Hause Chancellor Tobacco.
Mit der La Taina Warenhandelsgesmbh. stieg ein weiterer Großhändler in den Markt ein. Flaggschiff im Portfolio war die La Aurora. Und Villiger präsentierte seine Premium Tubo.

 

Im August 2002 wurde eine bemerkenswerte Beschränkung für die heimischen Tabakgroßhändler entfernt - Drittland-Direktimporte waren plötzlich erlaubt. Damit lag der Ball bei den Großhändlern, für ein besseres Preis/Leistungsverhältnis zu sorgen. House of Smoke machte mit einer 10prozentigen Preissenkung den Anfang.

 

Branchenpolitisch flammte die Auseinandersetzung um den „Tabakhandel in Fesseln" nochmals auf. Die Monopolverwaltung sah sich zu einer Stellungnahme veranlasst, wo sie - ohne einen Namen zu nennen - auf die Bedeutung des Gebietsschutzes für Trafikanten hinwies. Der solchermaßen ausgeschaltete Wettbewerb innerhalb der Trafikantenschaft würde eben die Beschränkungen mit sich bringen wie etwa das Verbot von Zustellungen, Zugaben, Rabatten, Zahlungszielen oder Beschränkungen im Werbebereich. Kritik, so die MVG, müsse immer auch den Blick auf das große Ganze richten.
Auch die Interessensvertretung der Trafikanten in Person des Bundesobmannes Peter Trinkl wies die Kritik von Widmayer zurück. Ob und wann in einer Trafik die Kreditkarte als Zahlungsmittel verwendet werden darf, sei alleine eine Entscheidung des Unternehmers. Nur Tabakwaren und Glücksspiel waren im übrigen bis dato von der Bezahlung mit Karte ausgenommen (siehe Kapitel 9a). Ob es dementsprechend finanzielle Einbußen gab, weil angeblich viele Kreditkartenterminals während des Weihnachtsgeschäftes ungenutzt blieben, könne nicht verifiziert werden, so Trinkl, weil einfach die Vergleichsbasis fehlt. Erstaunlich aus heutiger Sicht: der Verweis darauf, dass damals auch bei Billa, Spar, Merkur oder Hofer eine Zahlung mit Kreditkarte nicht möglich gewesen ist!
In einem Aufwaschen fegte die Standesvertretung dann auch über die Anliegen des VCPÖ hinweg, ohne diese explizit zu nennen. Dass „Genussraucher" aufgrund der Monopolsituation ins Ausland ausweichen, sei „schlichtweg aus den Fingern gesogen", formulierte Trinkl. Wenn diese „selbsternannten Aficionados" denn im Ausland einkaufen , dann sollen sie es tun. Es seien so wenige, die würden es auch ohne Tabakmonopol in Österreich tun. In der Folge argumentierte der Bundesobmann die Vorteile des Monopols: bei 3.200 Fachgeschäften würden 80 Prozent der Besetzungen mit Menschen mit Behinderungen vorgenommen. 71 Prozent des Tabakwarenumsatzes würde in den Tabakfachgeschäften erfolgen, 29 Prozent in den mehr als 5.000 Tabakverkaufsstellen. Würde das Monopol fallen, bekämen insgesamt wohl an die 30.000 Beschäftigte der Branche wirtschaftliche Probleme.

An die Wand gedrückt fühlten sich in dieser Auseinandersetzung die spezialisierten Fachgeschäfte des VCPÖ. Denn einerseits hatten sie natürlich ein Liberalisierungs-Begehren, das darauf abzielte, sich den potenziellen Cigarren- und Pfeifenkunden bekannt zu machen, andererseits waren sie zu keinem Zeitpunkt an einer Auflösung des Tabakmonopols interessiert. Dies nutzte die Standesvertretung mit aller Härte aus und ließ die VCPÖ-Vertreter wissen, dass man wegen „der paar Spezial-Geschäfte" oder „den paar tausend Kunden" die Werbebeschränkungen nicht lockern werde.


VCPÖ-Präsident Klaus W. Fischer versuchte, in einem Artikel in der Österreichischen Trafikantenzeitung, die Sicht der Dinge seitens des Verbandes darzulegen: Fischer ließ in diesem Statement keinen Zweifel an der positiven Haltung des VCPÖ zum Tabakmonopol. Ein (teil-)geschützter Bereich brauche auch Beschränkungen, räumte Fischer ein. Rabatt- und Zustellverbote, aber auch weitgehende Werbebeschränkungen ordnete er als unverzichtbaren Bestandteil des Tabakmonopols ein. Allerdings sei der Schutz durch das Monopol nur mehr relativ. Fischer verwies auf Duty Free Shops, Internet, Schmuggel und Eigenimporte aus dem Ausland. Fischer ortet unzufriedene Kundengruppen, die vielleicht ähnlich denken wie Reinhold Widmayer in seiner Serie zum „Tabakhandel in Fesseln". Nicht Flächendeckung stellt die Opinion Leaders aus vielen verschiedenen Bereichen zufrieden, sondern Qualität und Kundenorientierung auf internationalem Niveau. Nahversorger mit Tabakwaren und einem Katalog an Nebenartikeln sind deshalb genauso unverzichtbar wie Spezialisten für Cigarren und Pfeifen. Fischer forderte gemeinsam die Erstellung eines modernen, lebendigen Einzelhandelsmonopols und nicht das uneinsichtige Festhalten an möglichen Anachronismen.

 

Auch bei einer weiteren branchenspezifischen Auseinandersetzung stand der VCPÖ im Mittelpunkt. Im Frühjahr 2002 fürchtete der Präsident des VCPÖ, Klaus W.Fischer, einen „Rückfall in die Havanna-Anarchie". Und das kam so: schon im Herbst 2000 hatte der VCPÖ mit tobaccoland die sogenannte „Raritätenliste" erarbeitet. Mit ihr sollte verhindert werden, dass jene, die zuerst am tob-Schalter waren, alle Vorräte aufkauften; dass ständig Gerüchte über die Bevorzugung einzelner Trafikanten die Runde machten; dass manche Lieferlager in den Bundesländern kaum die raren Cigarren erhielten; dass viele Trafikanten allein deshalb chancenlos waren, weil sie nicht mehrmals in der Woche in das Warenlager fahren konnten; kurzum: dass es keine gerechte und flächendeckende Verteilung der Mangelware gab. Und „Mangel" war bei kubanischen Cigarren immer ein Thema.
Diese Vereinbarung einer Raritätenliste wurde mit Jahresbeginn 2002 von der Firma Redimex einseitig außer Kraft gesetzt. Das Argument: Kontingentisierung führt zu einem Flaschenhals in der Verteilung und behindere den raschen Abverkauf. Für den VCPÖ nicht nachvollziehbar, weil ja nur jene Sorten kontingentiert wurden, die bei tobaccoland nur in kleinen Mengen vorhanden waren. Was der VCPÖ wollte war, an 20 Trafikanten eine Kiste Cigarren und nicht an zwei Trafikanten jeweils 10 Kisten. Der rasche Abverkauf bei den Kleinmengen wäre überdies gesichert. Tobaccoland teilte die Ansicht des VCPÖ im Prinzip, musste sich aber dem Kunden loyal gegenüber verhalten. Für den VCPÖ lag das Dilemma, das zu der Raritätenliste geführt hatte, ja eindeutig „bei der Firma Redimex bzw. bei Kuba, die nie die gewünschten und benötigten Mengen liefern konnten."
Die Gegendarstellung der Firma Redimex ließ nicht lange auf sich warten. Zuallererst verwies Redimex auf die besondere Situation der kubanischen Cigarrenproduktion. Diese folge einem staatlichen Jahresplan und würde sich jeder externen Kontrolle oder jedes externen Einflusses entziehen. D.h. selbst wenn der Markt mehr Montecristo No.4 verlangen würde, sei dies im Grunde nicht möglich, auch wenn die Vorräte abverkauft worden sind. Deswegen also, so Redimex, die Raritätenliste. Seit Juni 2001 hatte Redimex nun die Verteilung bei tobaccoland von 7 Wochen auf 15 Tage reduziert und den Turnus der Auftragseingänge ebenfalls von 4 auf 2 Wochen verkürzt. Den Erfolg dieser Maßnahmen kommunizierte Redimex mit Absatzzahlen, wonach die Raritätenliste ein klares Abbremsen der Distribution verursacht hatte:

 

Jahr 2000
(ohne Raritätenliste, ineffiziente Distribution)
1.Halbjahr373.736 Stk. Cigarren
2.Halbjahr278.100

Jahr 2001
(mit Raritätenliste, gleiche Distribution)
1.Halbjahr237.000
(Raritätenliste, alte Distribution)
2.Halbjahr602.133
(neue Distributions-Methode: +116%)
Gesamt: 893.133 (+30%)

Jahr 2002
(ohne Raritätenliste, neue Distribution)
Jänner-April238.667 (+38%)

 

Ein nachlässiges Updaten der Raritätenliste brachte zudem Verwirrung, wie Redimex am Beispiel der Quinteros Nacionales und Romeo y Julieta No.1 ausführte. Mehr als 12.000 Cigarren dieser beiden Marken waren zu Jahresende 2001 noch auf Lager, weil sie - obwohl große Mengen ausgeliefert wurden - noch immer auf der Raritätenliste standen. Darüber hinaus würden Lagerkapazitäten bei Trafiken größere gegenüber kleineren bevorzugen. Kubanische Cigarren würden nur einen kleinen Teil des Umsatzes von tobaccoland ausmachen, der Aufwand für eine Logistik im Sinne der Raritätenliste und der Aktualisierung derselben sei aber sehr groß. Schließlich einigten sich VCPÖ und Redimex darauf, dass die Wiedereinführung einer solchen Liste nicht unbedingt als notwendig erachtet werde, solange die Distribution so gut funktioniere wie seit den letzten fünf, sechs Monaten. Ein Plus von 38 Prozent würde jedenfalls unterstreichen, so erklärte Redimex abschließend, dass das Außer-Kraft-Setzen der Liste keinen Einfluss auf die wirtschaftliche Gebarung gehabt hatte.
In der Folge brachte Redimex neun neue kubanische Cigarren auf den österreichischen Markt: die Cohiba Esplendidos, Cohiba Siglo V und Siglo IV, H.Upmann Coronas Major und Petit Coronas, die Partagas Serie D No.4, die Quai d‘ Orsay Coronas, die Vegas Robaina Familiar und die Ramon Allones Specially Selected.
Zum damaligen Zeitpunkt, so hieß es, beherrschten die Kubaner 80 Prozent des weltweiten Cigarrenmarktes. Allein in Österreich stieg im Zeitraum von 1994 bis 2001 der Absatz kubanischer Cigarren um stolze 1.000 Prozent! Für den damaligen tobaccoland-Chef Robert Lachner erklärte sich das aufgrund zweier Tatsachen: zum einen offerierten 1996 lediglich 548 Trafiken Havannas. Die Vielfalt beschränkte sich damals noch auf ganze vier Marken. 2001 waren es 1.317 Trafiken, die eine Vielfalt von 68 Sorten anbieten würden.

 

In Deutschland senkte mit 1.Juli 2002 der deutsche Generalimporteur von Habanos-Cigarren - 5th Avenue - die Preise auf insgesamt 77 Produkte (und 200 Formate) um durchschnittlich 21 Prozent. Man wollte, so Heinrich Villiger als 5th-Avenue-Eigner, zum einen den Habanos-Absatz in Deutschland stärken und andererseits dem wachsenden Marktanteil dominikanischer Cigarren begegnen. Immerhin war Deutschland ein Nachbar und die EU-Zollrichtlinie erlaubte damals den legalen Import von 200 Cigarren für den Eigenverbrauch. Was also wird in Österreich mit den Preisen geschehen? Redimex, die sich nach dem Wirbel um die Raritätenliste vorgenommen hatte, verstärkt mit den Trafikanten zu kooperieren, stellte eine Preissenkung von 8 Prozent in Aussicht, was für die auf dem österreichischen Markt befindlichen Cigarren einen Preisabstand von 7 bis 26 Prozent gegenüber den deutschen Preisen bedeutete.

 

Das dritte prägende Ereignis im Jahr 2002 war der Einstieg des internationalen Cigarren-Giganten Swedish Match als Großhändler per 1.11.2002. Der Startschuss fiel bereits zwei Monate vorher mit dem Launch der Willem II Red Line. Swedish Match löste sukzessive auch alle Cigarren- und Cigarillo-Produkte aus dem Vertrieb von tobaccoland heraus: Clubmaster, La Paz, Macanudo, Leon Jimenez, Don Sebastian, Willem Optimum und Independance. Dazu auch die Pfeifentabake wie Borkum Riff. Mit der Übernahme des Vertriebes der eigenen Produkte, so schätzt man in Branchenkreisen, dürfte sich Swedish Match damals schlagartig zum zweitgrößten Anbieter von Tabakwaren (Abgesehen von Zigaretten) aufgeschwungen haben (Marktanteil 15%). Swedish Match will nach eigenem Anspruch bei allen Tabakprodukten (Ausnahme Zigaretten) die Nummer Eins sein. Swedish Match wollte im Konzert der Big Tobaccos mitspielen. Auf internationaler Ebene gab es aber im Jahr 2002 im Rechtsstreit mit Cubatabaco gleich einen ziemlichen Dämpfer für diese Ambitionen. Swedish Match hatte nämlich eine „Wilde La Habana" im Vertrieb. Cubatabaco focht diese Namensgebung als Inhaber der Ursprungsrechte an kubanischem Tabak und den Marken „Habanos" und „Habana" an. Zumal die „Wilde La Habana" von Swedish Match kein Körnchen kubanischen Tabaks enthielt. Folgerichtig gewann Cubatabaco den Rechtsstreit. Abschlagszahlung und weltweite Gegendarstellung inklusive. Fortan erschien die „Wilde La Habana" als „Wilde Cigarro".
In Österreich war Swedish Match schon seit 30 Jahren tätig, früher allerdings noch unter dem Namen Sirius Solo, der weltweit führende Zündholzhersteller. Übrigens ist Swedish Match mit seinen Zündholzaktionen ein schon damals langjähriger Partner von „Licht ins Dunkel".

 

Geschäftsführer war Rupert Waranitsch, der auch den Standortwechsel von Wien nach Klagenfurt vollzog.
Waranitsch begründete den Schritt zum eigenen Großhandel damals in einem Interview mit dem WirtschaftsBlatt folgendermaßen: „Wenn wie in Österreich die zwei Richtungen Zigaretten und Zigarren nicht zusammenpassen, dann bleibt der, der nicht betreut wird, auf der Strecke." Im Hintergrund spielte natürlich auch die Überlegung von Swedish Match eine Rolle, sich durch Vertriebsfirmen in den einzelnen Ländern Standbeine in der Branche zu sichern, um dann, sollte Snus in der EU freigegeben werden, präsent zu sein. Eine Hoffnung, die sich bis heute nicht erfüllt hat. Die Austria Tabak mache 90 Prozent ihres Inlandsumsatzes mit Zigaretten, ein Marketing für Cigarren finde daher kaum statt, bemängelte Waranitsch weiter. Swedish Match hielt damals nach eigener Einschätzung einen Marktanteil von 12 Prozent bei Cigarren, Waranitsch erwartete sich eine deutliche Steigerung. Bei Pfeifentabak hielt man schon 45 Prozent Marktanteil. Insgesamt setzte Swedish Match 2001 über 4,2 Millionen Euro um.
Und die weiteren Zahlen belegen die positive Entwicklung bei Swedish Match: 2001 setzte tobaccoland insgesamt 58,5 Millionen Cigarren ab, davon 1,1 Millionen von Swedish Match. Das waren damals 1,8 Prozent Marktanteil. 2003 - im ersten Jahr des Eigenvertriebs - stieg der Marktanteil auf 3,5 Prozent. Swedish Match verkaufte 2,37 Millionen Cigarren. Alles verdoppelt quasi. Rupert Waranitsch erinnerte sich: „Mit dem EU-Beitritt gab es keine monopolistischen Vertriebsstrukturen mehr. Ich war der Erste, der sich traute, den Vertrag mit tobaccoland zu kündigen. Wir mussten damals bei jeder Neueinführung für jeden Handgriff von tobaccoland eine Menge Geld bezahlen, weswegen wir sukzessive alles von tobaccoland abgezogen haben." Waranitsch, so erzählt er, erhielt übrigens nur kurz nach dieser Aktion ein Schreiben des damaligen Bundesgremialobmannes Peter Trinkl, was er sich denn erlaube, bei tobaccoland zu kündigen. Nun ja.


Waranitsch sah die eigene Initiative irgendwie auch als Initialzündung für die anderen Großhändler. Swedish Match war damals speziell im Gastro-Bereich aktiv. So gab es z.B. im Casino Velden jeden Montag einen Herrentag, da gab es als Präsent eine Willem II Red Line Slim Corona für jeden Herren und eine Cigarrenkiste La Paz Grand Superior wurde verlost. Auch sonst machte Swedish Match im Marketing gewaltig Dampf. So mietete Waranitsch etwa einen Salonwagen der Eisenbahn und fuhr damit herum und lud Trafikanten zu den Stationen ein, wo man Halt machte. Eine Art „mobile Hausmesse" von Swedish Match. Zum Frühlingskulinarium am Hochschober gab es als Abschluss eine Cigarre von Swedish Match. Und natürlich war Swedish Match von Anfang an Gesprächspartner für den VCPÖ - auch bei informellen Treffen, wo diskutiert wurde, was juristisch machbar war und wie man die Idee in die richtigen Bahnen lenkten könnte. Man traf sich in Anif, man traf sich in Ungarn.

 

© Helmut Spreitzer

 

1 Österreichische Trafikantenzeitung 4/2000
2 Österreichische Trafikantenzeitung 4/2000
3 Österreichische Trafikantenzeitung 1/2000
4 Österreichische Trafikantenzeitung 2/2000
5 Österreichische Trafikantenzeitung 5/2000
6 Österreichische Trafikantenzeitung 8/2000
7 Österreichische Trafikantenzeitung 9/2000
8 Österreichische Trafikantenzeitung 11/2000
9 Österreichische Trafikantenzeitung 2/2001
10 Österreichische Trafikantenzeitung 4/2001
11 Österreichische Trafikantenzeitung 2/2001
12 Österreichische Trafikantenzeitung 7/2001
13 Österreichische Trafikantenzeitung 8/2001
14 Wiener Zeitung vom 31.5.2002, Seite 16
15 Österreichische Trafikantenzeitung 2/2002
16 Österreichische Trafikantenzeitung 4/2002
17 Österreichische Trafikantenzeitung 10/2002
18 Österreichische Trafikantenzeitung 4/2002
19 Österreichische Trafikantenzeitung 5/2002
20 Österreichische Trafikantenzeitung 7,8,9/2002
21 WirtschaftsBlatt vom 16.10.2002

Bilder:©VCPÖ, Österreichische Trafikantenzeitung, Cigar Journal

 

 


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